Herbert Leuninger

ARCHIV ASYL
1986


Dank für ärztliche Betreuung

Auf die Bitte meines Bruders Ernst Leuninger, der seinerzeit den Generalvikar des Bischofs von Limburg vertrat, übernahm Dr. Christoph Loch aus Königstein/Taunus die ärztliche Betreuung während meines Hungerfastens im Asyllager Schwalbach bei Frankfurt.

Herbert Leuninger                                                    Hofheim, 12.11.1986

Herrn
Dr. med. Christoph Loch
Herzog-Adolph-Str. 1
6240 Königstein Ts.

Lieber Freund Christoph!

Heute vor neun Wochen habe ich das Lager Schwalbach verlassen. Die Wochen danach waren fast härter als die Zeit dort. Meine öffentliche Inanspruchnahme - durchaus im positiven Sinne - hat mich fast über meine Kräfte beansprucht. Wochenlang habe ich auch um ausreichenden Schlaft kämpfen müssen. Einige Tage der Erholung haben mir aber geholfen, alles einigermaßen gut zu überstehen.

Die besondere Erfahrung meiner Aktion war weniger der politische Erfolg, mit dem ich irgendwie gerechnet hatte, sondern die Solidarität, die ich von außen und auch von Seiten der Flüchtlinge im Lager erfahren habe.

Diese Solidarität konnte ich nicht voraussehen. Ich wusste auch im vorhinein nicht, wie sehr sie mich stärken und unterstützen würde. Während der Aktion selbst hat sie dazu beigetragen, dass ich in keiner Minute am Sinn und Erfolge meines Tuns zweifelte. Ich selbst spürte nicht nur, daß ich von dieser Zustimmung getragen wurde, sondern dass wir alle zusammen in eine tiefere Form der Solidarität mit den Flüchtlingen einbezogen wurden. Ich halte das für den eigentlichen „Erfolg".

Deine Solidarität hatte einen besonderen Rang. Wie kein anderer es tun konnte, hast Du Dich an meine Seite gestellt und eine schwere Verantwortung übernommen. Ich konnte mich auf Dich verlassen und habe es rückhaltlos getan. Ich bin Dir auf immer dankbar. Ich danke aber auch Gott, dass er uns beide vor der eigentlichen Prüfung bewahrt hat.

In Christus, lieber Christoph,

Dein
Herbert


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