1.
Diözesanversammlung hat am 23.3.1977
zur Ausländerpolitik Stellung genommen
und darauf hingewiesen, daß die Bundesrepublik
ein Land geworden sei, in das im Laufe
einer langjährigen Ausländerbeschäftigung
ein großer Teil der jetzigen nichtdeutschen
Arbeitnehmerbevölkerung faktisch oder
potentiell eingewandert sei. Die Diözesanversammlung
sehe es als unrealistisch und unverantwortlich
an, politische Konzeptionen aufrecht erhalten
zu wollen, die generell von einem vorübergehenden
Aufenthalt der ausländischen Wohnbevölkerung
ausgehen. Auch dürfte sich die Ausländerpolitik
keinesfalls nur an den Bedürfnissen
des Arbeitsmarktes orientieren.
2. Hieraus ergibt sich die Forderung nach einer konsequenten Eingliederung in Kirche und Gesellschaft bei Wahrung und Förderung der eigenen kulturellen Identität.
Für den Kindergartenbereich, in dem Kirche und Caritasverband eine wichtige Verantwortung übernommen haben, bedeutet dies
- gemeinsame Erziehung deutscher und
nichtdeutscher Kinder;
- gleicher Versorgungsgrad mit Kindergartenplätzen
für deutsche und nichtdeutsche Kinder;
- Förderung der nichtdeutschen
Kinder in ihrer Muttersprache.
Ein solches Konzept garantiert den erfolgreichen Übergang zur Schule und schließt von vornherein Gettostrukturen in der Schule aus.
3. Kirchlich sind wir bemüht, die Selbstvertretung der anderssprachigen Katholiken zu respektieren und zu fördern. Jeder ausländische Katholik besitzt ein doppeltes Wahlrecht und zwar in seiner Wohnpfarrei und in der Gemeinde seiner Muttersprache. Außerdem gibt es auf Bistumsebene einen von ihm gewählten Rat, mit dem er seine Interessen in der Kirche vertreten kann.
Wir müssen feststellen, daß die Pfarreien bisher nur eine sehr geringe Integrationsfähigkeit entwickelt haben. Hier ist eine weitere Sensibilisierung notwendig.
4.
Äußerungen des Hessischen Ministerpräsidenten
Holger Börner
der letzten Zeit zu ausländerpolitischen
Fragen zeigen eine weitgehende Übereinstimmung
mit kirchlichen Vorstellungen, vor allem
auch seine Äußerungen am 4.3.
vor der Synode der Evangelischen Kirche
in Hessen und. Nassau. Dort heißt
es ja u.a.: "Wer es mit dem Aufbau Europas
ernst meint, muß dies im Kleinen
hier bei uns beginnen. Wir sollten in unseren
ausländischen Mitbürgern europäische
Bürger sehen. Viele von ihnen werden
für immer in der Bundesrepublik bleiben.
Für sie ist unser Land faktisch zum
Einwanderungsland geworden."
5. Bitte an die SPD in Hessen: In Kürze treten neue ausländerrechtliche Bestimmungen über die unbefristete Aufenthaltserlaubnis nach 5 Jahren und die Aufenthaltsberechtigung nach 8 Jahren in Kraft. Es müsste alles daran gesetzt werden, dass diese neuen Bestimmungen im Rahmen einer Integrationspolitik, die allen dient, voll ausgeschöpft werden.
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