Herbert Leuninger ARCHIV MIGRATION
1998

31. Juli 1998
Silbernes Dienstjubiläum
Rita Leder

25 Jahre mit Herbert Leuninger für Migranten und Flüchtlinge gearbeitet

Am 31. Juli 1973 endete für Rita Leder die Zeit, in der sie sich ausschließlich ihrer Familie mit zwei Kindern widmen wollte. Sie nahm wieder eine Berufstätigkeit auf als Sekretärin im Hofheimer Büro des Referenten für Mitbürger und Gemeinden anderer Muttersprache, Pfr. Herbert Leuninger. Diese Stelle war eine Einrichtung der Bischöflichen Verwaltung von Limburg. Da die meisten nichtdeutschen Mitglieder des Kirchengebiets in Frankfurt und Wiesbaden lebten, war dieses Büro eine gleichsam an die Peripherie Frankfurts vorgeschobene Stelle des Limburger Bischofs.

Gleichzeitig fungierte das Büro auch als Sekretariat des „Initiativausschusses Ausländische Mitbürger in Hessen“ einer ursprüngliche kirchlichen Gründung. Langjähriger Vorsitzender dieses Ausschusses war der evgl. Kollege von Leuninger Detlef Lüderwaldt.

Wichtigste Aufgabe dieser Stelle war die Koordination der zwanzig italienischen, spanischen und kroatischen Gemeinden, aber auch der portugiesischen, slowenischen, polnischen und der englisch- wie der französischsprachigen Gemeinden. Besondere Aufgaben erwuchsen Ritat Leder auch daraus, daß diese Gemeinden einen demokratisch gewählten Rat bildeten und auf die Erledigung aller entsprechenden schriftlichen Arbeiten angewiesen waren.

Von Hofheim aus wurde immer auch schon eine politische Arbeit betrieben, die sich für die gleichberechtigte Teilhabe der eingewanderten nichtdeutschen Familien ( die Bezeichungen „Ausländer“ war in diesem Büro eigentlich verpönt) und für das kommunale Wahlrecht einzusetzen.

Als Leuninger 1986 Sprecher der Menschenrechtsorganisation PRO ASYL wurde, änderte sich auch die Anforderungen an Rita Leder, die mittlerweile längst halbtags tätig war. Jetzt galt es jährlich Hunderte Medienkontakte zu arrangieren, die Presseerklärungen zu verbreiten und ungezählte Anrufe aus der ganzen Bundesrepublik entgegenzunehmen. Es kam aber auch die Zeit erhöhter Fremdenfeindlichkeit und der Angriffe und Drohungen auf Haus und Büro in Hofheim. Das Büro galt als besonders gefährdet und stand zeitweise unter polizeilichem Schutz. Das hat Rita Leder in ihrem Engagement nicht beeinträchtigt. Schließlich wurde sie sogar nach Limburg gerufen, um sich auf die Öffnung der Briefpost bei Gefährdung durch Briefbomben einzustellen.

Rita Leder hat in den 23 Jahre nie den Kopf verloren, war gleichbleibend freundlich und entgegenkommend. In vielen problematischen Situationen hat sie Leuninger beraten und moralische gestützt.

Nach acht Jahren Sprechertätigkeit hat Leuninger die Aufgabe eines Europareferenten übernommen. Dazu gehört mittlerweile die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Flüchtlingsrat mit Sitz in London. Konferenzen und Reisen zwischen Brüssel und Genf, zwischen London und Tuzla sind vorzubereiten, Telefonate und Schriftverkehr aus den verschiedensten Ländern Europas ist zu bearbeiten. Auch das hat Ritat Leder fraglos übernommen.

Sie sagt von sich: Es sei in diesem Büro nie langweilig gewesen. Die 23 Jahre ihrer Dienstzeit bezeichnet sie als sehr interessant und menschenbezogen. Die Einblicke in menschliche Schicksale sei bisweilen sehr schwer gewesen. Die Freude an den Begegnungen und Kontakten habe aber überwogen.Leuninger bezeichnet die Zusammenarbeit mit Rita Leder als geglückt und äußerst wertvoll.